Direkt zum Inhalt

Die Stadt Koblenz an Rhein und Mosel zählt zu den ältesten Städten Deutschlands. Sie feierte 1992 ihren 2000-jährigen Bestand und geht auf eine befestigte römische Siedlung zurück. Die Römer nannten den Ort „Castellum apud Confluentes“, was übersetzt „Kastell bei den Zusammenfließenden“ bedeutet und auf den Zusammenfluss von Rhein und Mosel Bezug nimmt.
Teile von Koblenz zählen zum UNESCO-Kulturerbe. Im Rahmen der Bundesgartenschau 2011 erfolgten viele Investitionen in die Barrierefreiheit der Stadt, die heute Menschen im Rollstuhl einen entspannten Stadtspaziergang ermöglichen. Ein Stadtplan, in dem die vorhandenen Behindertentoiletten eingezeichnet sind, ist sehr hilfreich. In der Stadt und am Rheinufer ist für Rollifahrer keine Begleitperson erforderlich, zum Besuch der Festung Ehrenbreitstein am anderen Rheinufer allerdings schon. Über die Wegbeschaffenheit und die Zugänglichkeit der Sehenswürdigkeiten für Rollstuhlfahrer und Angebote für Menschen mit anderen Behinderungsformen kann man sich auf einer Website vorinformieren.

Kürfürstliches Schloss

Kurfürst Clemens Wenzeslaus ließ das Schloss zwischen 1777 und 1786 im Stil des französischen Klassizismus erbauen. Er verlegte damals seine Residenz von der Festung Ehrenbreitstein ans Rheinufer. 1944 wurde das Kurfürstliche Schloss bis auf die Außenmauern zerstört, aber 1950/51 wieder aufgebaut. Eine Sanierung des Mittelteiles erfolgte anlässlich der Bundesgartenschau 2011. Auf der Rhein-Seite legte man einen prachtvollen Schlossgarten nach historischem Vorbild an. In den Garten gelangen Rollstuhlfahrer über einen Außenlift.

Rheinufer

Durch den Schlossgarten kommt man ans Rheinufer und erlebt zwei schöne Ausblicke: erstens auf den belebten Rhein, der von seiner Quelle in den Schweizer Alpen bis hierher bereits 593 Kilometer zurückgelegt hat. Viele Schiffe befahren ihn und zeigen seine verkehrstechnische Bedeutung. Zweitens auf die am anderen Flussufer gelegene mächtige Festung Ehrenbreitstein. Diese macht klar, dass Koblenz seit der Römerzeit ein strategisch wichtiger Ort gewesen ist.
Am Uferweg entlang kommt man am Pegelhaus vorbei. Der achteckige Bau wurde im 17. Jahrhundert errichtet und diente bis 1839 als Rheinkran, mit dem Lasten von den Schiffen ans Ufer verfrachtet wurden. Seitdem zeigt ein Zeiger nur mehr den Pegelstand des Flusses an. Am Haus sind auch die Hochwassermarken angebracht. Daran sieht man, dass der Rhein nicht nur wirtschaftlichen Segen als Transportweg brachte, sondern auch wirtschaftliche Katastrophen – es wie Hochwässer – verursachte.

Basilika St. Kastor

Nicht weit vom Pegelhaus liegt die katholische Basilika St. Kastor – auch sie ist mit Treppenlift für Rollifahrer zugänglich. Der jetzige Bau geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Kurios ist die Geschichte eines Brunnens vor der Basilika. Ein französischer Präfekt ließ 1812 in Erwartung eines Sieges von Napoleon im Russlandfeldzug voreilig Folgendes darauf meißeln: „A Napoleon le Grand, an. MDCCCXII Memorable par la Campagne contre les Riusses sous la Prefecture des Jules Doazan“ (dt.: An Napoleon den Großen. 1812 zum Gedenken an den Russlandfeldzug unter der Präfektur von Jules Doazan). Der Feldzug endete bekanntlich mit einer verheerenden Niederlage Napoleons. In Folge dieser kamen die siegreichen russischen Soldaten 1814 nach Koblenz zu eben diesem Brunnen. Der russische Kommandant bewies Humor. Er ließ darunter folgenden Spruch anbringen: „Vue et approuvé par nous, le Commandant Russe de la Ville de Coblence“ (dt.: Gesehen und genehmigt von uns, dem russischen Kommandanten der Stadt Koblenz).

Deutsches Eck – Mosel-Rhein-Mündung

Das Deutsche Eck bildet die Landspitze am Zusammenfluss von Mosel und Rhein. Hier hatte sich 1216 der Deutsche Orden angesiedelt, deswegen der Name. Das Deutschherrenhaus mit dem Ludwigmuseum für zeitgenössische, vorwiegend französische Kunst, zeugt noch davon. Das Deutsche Eck ziert ein Denkmal von Kaiser Wilhelm I., ebenfalls eine Nachbildung, da das Original 1945 von einer US-amerikanischen Granate zerstört worden ist.

Mit der Seilbahn zur imposanten Festung

Beeindruckend ist der Anblick der Festung Ehrenbreitstein am anderen Ufer des Rheins. Sie ist nach Gibraltar die zweitgrößte erhaltene Festungsanlage Europas und liegt 118 Meter über dem Flusstal. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Anlage in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Zur Festung gelangt man mit einer barrierefreien Seilbahn, die von 22. März bis 27. Oktober in Betrieb ist. Eine der 18 Gondeln hat sogar einen Glasboden, sodass man die Rhein-Schiffe unter seinen Füßen durchfahren sehen kann. Von den Gondeln hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Fluss. Flussaufwärts schlängelt sich der Rhein durch die UNESCO-Welterbe-Region „Oberes Mittelrheintal“. Flussabwärts liegt der Westerwald. Zu Füßen liegen das Deutsche Eck und die Mündung der Mosel in den Rhein.
Die Festung Ehrenbreitstein hatte, da sie in einer Grenzregion liegt, eine wechselvolle, kriegerische Geschichte. Während des 30-jährigen Krieges erfuhr sie oftmalige Besitzerwechsel. An der Wende zum 19. Jahrhundert hungerten die Franzosen die Festungsbesatzung aus und sprengten die Anlage 1801. Sie kam dann nach dem Wiener Kongress in den Besitz Preußens und wurde neu aufgebaut. Heute beherbergt Ehrenbreitstein Museen mit historischen Sammlungen zur Landesgeschichte. Der Besucher kann sich u.a. einen interessanten Einblick in das Festungsleben der Soldaten verschaffen. Im Landesmuseum ist etwa die zu ihrer Zeit größte Kanone Europas, „Vogel Greif“, zu sehen.
Wegen der Steigungen und der historischen Pflasterung im Festungsgelände brauchen Menschen im Rollstuhl unbedingt eine Begleitperson. Mit dieser kann die Festung stressfrei besucht werden, da Rampen, Plattformlifte und ein barrierefreies WC vorhanden sind.

Koblenz als Ausgangspunkt

Koblenz hat viele weitere Attraktionen zu bieten, wie die Fußgängerzone in der Altstadt. Aber auch die Umgebung lädt zu Ausflügen ein, wie das „Obere Mittelrheintal“, der Westerwald oder die Nahe Eifel. Letztere ist eine der Regionen Deutschlands, die dem barrierefreien Tourismus besonderes Augenmerk schenken. Mitte August 2013 ist eine gute Zeit, in Koblenz Station zu machen. Während des Koblenzer Sommerfestes wird der „Rhein in Flammen“ stehen. Feuerwerk und Lichter-Show liefern dann ein beeindruckendes Schauspiel.
Informationen:
Koblenz-Touristik
Bahnhofplatz 7
D-56068 Koblenz
Telefon: +49 261/130920
Fax: +49 261/1309211
E-Mail: info@koblenz-touristik.de Websites: Koblenz barrierefrei; Rheinland-Pfalz barrierefrei (von Manfred W.K. Fischer in Zeitschrift "Behinderte Menschen" 1/2013)