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Die Kirche macht im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung noch viele Fehler, so die Obfrau der österreichischen Behinderten-Initiative “RollOn”, Marianne Hengl. In einem Interview mit “Vatican News” mahnte sie die Verantwortung der Kirche gegenüber Behinderten ein. Positiv nahm Hengl dagegen Papst Franziskus wahr: “Ich habe das Gefühl: Da sind wir gut aufgehoben.” Anlässlich des 30. Gründungsjubiläums des in Tirol ansässigen Vereins begab sich eine 90-köpfige Delegation zur päpstlichen Generalaudienz in Rom, begleitet vom Innsbrucker Bischof Hermann Glettler. Bei einer persönlichen Begegnung nach der Audienz am Mittwoch segnete Papst Franziskus die Mitarbeiter von “RollOn” und die mitgebrachte Engelsskulptur mit gebrochenem Flügel, die anschließend um die ganze Welt reisen soll.

Hengl forderte in dem Interview mit “Vatican News” auch einen respektvolleren Umgang mit beeinträchtigten Kindern. “Auf der einen Seite schreien sie uns an und sagen, das ist Mord, wenn man ein behindertes Kind umbringt und es nicht auf die Welt bringt. Und auf der anderen Seite lässt man die Familien im Regen stehen. Also, das geht überhaupt nicht!”, zeigte sich Hengl empört. Hintergrund sei ein aktueller Fall, bei dem ein Pfarrer nicht einverstanden gewesen sei, dass ein beeinträchtigter Bub am Erstkommunionunterricht teilnimmt, “weil er ja eh nichts versteht”.

Positiv hob Hengl hervor, dass sich seit Bestehen des Vereins viele Berührungsängste von Seiten nicht-behinderter Menschen gegenüber beeinträchtigten Menschen abgebaut hätten. Es seien “Barrieren beseitigt worden sind, die uns das Leben schwermachen”, so die Behindertenaktivistin und Buchautorin wörtlich.

Glettler: “Christen sind Freunde des Lebens.”

Bischof Glettler hob am Mittwochabend bei einem Dankgottesdienst in Rom mit den Pilgern des Sozialvereins einen Dankgottesdienst die “Freundschaft mit dem Leben hervor”. Er erinnerte dabei an die Botschaft des Mitteleuropäischen Katholikentages 2014 von Mariazell: “Christen sind Freunde des Lebens.Freunde des geborenen und noch nicht geborenen Lebens, des entfalteten und beeinträchtigten Lebens, des irdischen und des ewigen Lebens.”

Die Freundschaft mit dem Leben sei ein Dauerauftrag, betonte der Bischof. Damit verbunden sei auch die Intention des Vereins, die allen Mitgliedern der Gesellschaft “eine möglichst gleichberechtigte Teilnahme an allen relevanten Lebensvollzügen zu ermöglichen” wolle. Diese Intention müsste immer wieder erneuert und mit einer “Freundschaft mit Gott” beflügelt werden.

Unter den Mitfeiernden beim Gottesdienst waren auch die beiden österreichische Botschafter in Rom, René Pollitzer (Italien) und Franziska Honsowitz-Friessnigg (Heiliger Stuhl). Die Pilgerreise endet am Freitag, am Donnerstagvormittag stehen Führungen durch die vatikanischen Museen und den Petersdom mit Bischof Hermann Glettler am Programm.

Die Initiative “RollOn Austria” setzt sich seit 1989 für Anliegen von Menschen mit Behinderungen in Österreich ein, u.a. durch eigene Fernseh- und Radiosendungen, TV-Spots sowie Plakatkampagnen. Sie fungiert auch als Unterstützungsnetzwerk von Betroffenen und ihren Familien, um “Berührungsängste und Barrieren in den Köpfen abzubauen”, ist auf der Website zu lesen.

Quelle: kathpress.at